Musiktheater nach dem gleichnamigen Roman von Miguel de Unamuno von Elena Mendoza-López und Matthias Rebstock

Uraufführung

Ein Auftragswerk des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau


Komposition und Regie: Elena Mendoza-López

Text und Regie: Matthias Rebstock

Musikalische Leitung: Titus Engel

Bühne: Moritz Nitsche

Kostüme: Sabine Hilscher

Dramaturgie: Marion Demuth

Klangregie: Hendrik Manook


Oliver Nitsche – Augusto

Katia Guedes – Rosario

Uta Buchheister – Eugenia

Guillermo Anzorena – Mauricio

Tobias Dutschke - Schlagzeug/Victor

Heather O’Donnell - Klavier/Eugenia

Anke Nevermann - Oboe

Georg Wettin - Klarinette

Steve Altoft - Trompete

Matthias Jann - Posaune

Andreas Roth - Posaune/Euphonium

Susanne Zapf - Violine

Matthias Lorenz - Violoncello

John Eckhardt - Kontrabass


Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

Aufzeichnung durch MDR FIGARO Das Kultur-Radio des Mitteldeutschen Rundfunks


Premiere: 29.09.2007 Festspielhaus Hellerau, Dresden

Wiederaufnahmen: 5./6. /13./14. Juni 2009 Konzerthaus Berlin

                            20./21. Juni Theatro Canal, Madrid













































































Miguel de Unamunos literarischer Versuchsaufbau versucht alle Tradierungen zu vermeiden. Wo Philosophen gemeinhin an irgendeine Art Vernunft glauben und wissenschaftlich versuchen die Welt zu kategorisieren, setzt er Sinnlosigkeit und ein tragisches Lebensgefühl. Sein Mittel, diesen pessimistischen Ansatz ertragbar zu machen, ist der Humor und die ironische Distanz. Mit seinem Roman aus dem Jahr 1914 nahm Unamuno künstlerische Entwicklungen wie Dada, Surrealismus vorweg. Die bis heute anhaltende Faszination des Romans liegt aber vor allem in der spielerischen Weise mit der er es geschafft hat, für sein "Philosophieren" einen profanen ironischen Rahmen gefunden zu haben.

Niebla, das Musiktheaterstück von Elena Mendoza-López und Matthias Rebstock, lässt sich mit einer heiteren Leichtigkeit auf das Spiel Unamunos ein. Fünf Grundsituationen des Romans werden im Lauf des Stückes in immer neuen Kombinationen und Variationen präsentiert. Aus dieser konzeptionellen Entscheidung entwickelt sich die Musik. Musikalisches Material wird, einmal erfunden fortwährend umgebaut und variiert. Sehr traditionell im Sinne der permutativen Struktur, liegen die Wurzeln der musikalischen Ideen aber zweifellos im Kanon Neuer Musik. Intendant Udo Zimmermann sprach in diesem Zusammenhang von musikalischen Erfahrungen wie wir sie bei Ligeti oder etwa Kagel gemacht haben. Oft nur geräuschhaft illustrieren die zehn Instrumente die insgesamt 25 Szenen, die drei Blechbläser spielen eine tragende Rolle, ihr Bogen reicht von abstrakten percussiven Aktionen bis zu ironisch-komischen Melodiefetzen. Insgesamt bewegt sich die musikalische Dichte im selbst gesteckten Rahmen. Eine Oper will das Stück nicht sein, zum Teil wünscht man sich gerade im gesanglichen Bereich etwas mehr Musik, Liebhaber von Sprechtheater werden dies so nicht empfinden.

Der Höhepunkt ist die Regie, ebenfalls von Elena Mendoza-López und Matthias Rebstock und die phantastische Raumkonzeption von Moritz Nitsche. Gerade beim Bühnenbild trifft sich die inhaltliche Konzeption auf wunderbare Weise mit den Möglichkeiten des Großen Festspielhauses in Hellerau, gebaut 1911 von Heinrich Tessenow als Experimentierfeld der Avantgarde der klassischen Moderne. Der große Saal hat die Dimension einer gotischen Hallenkirche inklusive Seitenschiffen, welche bei Bedarf zugeschaltet werden können. Es gibt keine festgelegte Anordnung von Bühne und Publikum, über die gesamte Fläche ist im grau gestrichenen Dachtragwerk der klassische Schnürboden angeordnet. Erst durch solche Art von Flexibilität wird ein Abend wie heute möglich: Die Bühne, eine diagonal gefaltete Fläche, befindet sich in der Mitte, jeweils daneben auf zwei Seiten das Publikum, wiederum dahinter sind zwei kleine Orchesterbühnen angeordnet, welche hinter einem durchscheinenden schwarzen Stoff mittels geschickter Lichtregie ein- und ausgeblendet werden können. Musiker, Sänger und Augusto, der ausschließlich sprechend agiert, sind innerhalb dieser Anordnung ständig in Bewegung. Die gefaltete Fläche in der Mitte bietet die Möglichkeit, dass die Musiker plötzlich unter einer Klappe auftauchen und mitten auf der Bühne stehen. Besonders theatralisch wirkt es, wenn sich Titus Engel mit hochfrisiertem Haar aus einer winzigen Öffnung schält, den Stab aus dem Ärmel zieht und weiter dirigiert. Über weite Strecken spielen die Musiker aber frei, die Offenheit der Partitur nutzend. Alle Beteiligten stecken in Kostümen von Sabine Hilscher, sehr subtil hat sie Hosen, Kleider und Hemden auseinander genommen und ein wenig versch(r)oben wieder zusammen gefügt.

(Steffen Kühn)

Sencillamente genial

"Es un espectáculo absolutamente excepcional. Trata con respeto y sentido del humor el texto, integra lenguajes plásticos, teatrales y musicales con un concepto asombroso de la modernidad; domina las posibilidades espaciales con fluidez; goza de una interpretación colosal y posee un nivel de asimilación de la música del último siglo (...) que en ningún momento oscurece la gran personalidad de la compositora. Esta chica es un crack. Titus Engel dirigió a un grupo de cantantes y músicos extraordinarios en una puesta en escena de una enorme capacidad de sugerencia."

 

                                                                   (El País, Juan Ángel Vela del Campo, 22.6.09)


Unamuno hecho ópera

"Un verdadero ejercicio de acción integral en un espacio que nos plantea una obra filosófica tal como Unamuno concibió su texto, pese a lo reelaborado que ha sido por sus autores (...). Lo que se vio y tal como se vio tiene interés y además estuvo maravillosamente servido por unos intérpretes verdaderamente ideales. Y el público que llenó la sala aplaudió con la convicción de quien recibe algo de verdadero interés y bien hecho."

                                                                                       (El Mundo, Tomás Marco, 22.6.09)



Fleisch geworden

"Mendoza und Rebstock inszenieren ihr "Spectacle" wie Module, deren Ränder flirren und ineinander zerlaufen. Selbst die Instrumentalisten werden zu Personen, Masken. Sie wechseln die Plätze quer durch den Raum, je von den Emporen zu der doppelschrägen Spielkulisse. Mehrmals kommt der immer hochpräzise Dirigent, Titus Engel, aus dem improvisierten Bühnenboden. (...)Wie alles Illustrative da wegfällt! Die Komposition selbst wird zur Szene. Musiktheater als innerer Bewusstseinsstrom (...). noch lang in die Nacht klang das nach."

                             (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Alban Nikolai Herbst, 7.6.09)




Die Nase des Hundes entscheidet

"Diese und andere Situationen wiederholen sich in einer ritualhaftigen Typologie, in deren kleinen Verschiebungen, Vertauschungen und Umformungen der Witz und die Kunst dieses geistreich unterhalsamen Abends bestehen."

                                                                         (Berliner Zeitung, Martin Wilkening, 8.6.09)




Wo Verwirrung zum Erfolg führt

"Niebla ist keine Oper im herkömmlichen Sinn. Die Suche nach einer Form, in der sich Schauspieler, Sänger und Instrumentalisten aus ihren scharf gezogenen Berufsbildern lösen, hat zu "Niebla" geführt. Wer spielt, agiert auch, singt oder spricht. Das ist nciht nur höchst beeindruckend, sondern auch erfreulich abwechslungsreich und nicht ohne Witz. (...) So kann der Hörer in dieser Aufführung zwischen Inszenierung und Musik, Theater oder Tanz nicht mehr unterscheiden. Es war dies eine der Absichten der Macher und diese Aufgabe ist ihnen auf beglückende Art und Weise gelungen".

                                                                          (Klassik.com, Thomas Vitzthum, Juni 2009)

 

Niebla